Reggiopädagogik
Die Reggiopädagogik benennt sich programmatisch nach der norditalienischen Stadt Reggio Emilia. Diese gilt als Träger von ca. 40 Krippen und Kindertagesstätten für die Praxis der Reggiopädagogik. Die Entwicklung dieses pädagogischen Profils liegt in den Jahren 1962- 1973. Der Pädagoge Loris Malaguzzi spielte dabei eine führende Rolle. Seit 30 Jahren gehen Ausstellungen um die Welt, welche die Arbeit und das Lernen von Kindern und Erzieherinnen dokumentieren ("Die 100 Sprachen der Kinder", "The Wonder of Learning"). Inzwischen hat diese Pädagogik die elementarpädagogische Landschaft in vielen Ländern geprägt.
Beruhend auf den neuesten Erkenntnissen der Wissenschaft zur frühen Kindheit, verstehen wir die Reggiopädagogik als Antwort auf die Frage: Wie soll die elementarpädagogische Landschaft gestaltet sein, damit sich Kinder bestmöglich entwickeln können?
Reggiopädagogik ist kein Konzept, sondern eine Philosophie. Es geht um Grundhaltung und Menschenbild. Eine Pädagogik von Menschen gelebt, die sich tatsächlich am Kind orientieren, die die Entwicklung eines jeden Kindes beachten und somit erkennen, was das Kind braucht und was es lernen will und wofür sie sich einsetzen müssen.
In der Reggiopädagogik stärken Erzieherinnen die Lern-und Erkenntnissprozesse der Kinder. Das Lernen mit allen Sinnen steht im Vordergrund. Das Ausmaß und die Art neuronaler Verschaltungen hängen stark davon ab, womit sich Kinder intensiv beschäftigen und wieviel Orientierung ihnen ihre Bindungspersonen ermöglichen. In der Reggiopädagogik geht es darum, die Individualität und die Stärken eines jeden Kindes wahrzunehmen und zu fördern. Es geht darum, was das Kind tut und nicht um was es noch nicht kann.
Die Säulen der Reggiopädagogik bilden den geeigneten Rahmen unserer sinnstiftenden Erziehung:
- Das Kind als sprudelnde Quelle
- Professionalität und Berufsrolle
- Räume und Atmosphäre
- Projektarbeit und Dokumentation
- Partizipation der Familien und Erziehungspartnerschaft
- Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung
Erzieherinnen in der Reggiopädagogik verstehen sich als Begleiterinnen der Kinder. Sie nehmen die vielfältigen Äußerungen und Ausdrucksformen (100 Sprachen hat das Kind) wahr, interpretieren sie und stellen den Kindern verschiedenartigste Ressourcen zur Verfügung.
Räume in der Reggiopädagogik werden als "Dritter Erzieher" verstanden. Sie vermitteln Geborgenheit und Herausforderung, in den Räumen sind die Materialien für die Kinder frei zugänglich und geben ihnen, auf der Grundlage des Berliner Bildungsprogramms, die Möglichkeit Fragen zu entwickeln und eigene Lösungen zu finden.
Kinder, Eltern und Erzieher bilden in der Reggiopädagogik ein Wirkungsgefüge, indem alle versuchen, für eine optimistische Grundstimmung und eine positive emotionale Beziehung untereinander zu sorgen. Gute Beziehungen ermöglichen gute Entwicklung. Eltern werden als die Experten ihrer Kinder betrachtet, sind wichtige Gesprächspartner und Teil des pädagogischen Alltags.
In der Reggiopädagogik geht es um Vielfalt, nicht um die Gleichmachung aller. Die Kinder sollen sich ihrer Stärken bewusst werden, sich als wertvoller Teil einer Gemeinschaft fühlen und mit eigenen Ideen und ihren Persönlichkeiten, die Welt ein bißchen bunter machen.
In Deutschland wird die Reggiopädagogik seit 1995 durch Dialog Reggio e.V. gefördert.